Die Europäische Union auf der Bühne

Konstantin Kuhle, Bundesvorsitzender der Jungen Liberalen, über die Komödie „EU only live twice“
Meinung30.08.2016
Politisches Theater: EU only live twice mit Katja Hensel
Politisches Theater: EU only live twice mit Katja HenselFriedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Das Junge Theater Göttingen widmete sich der Euopäischen Union. „EU only live twice“ - eine Komödie, die von einer EU-Abgeordneten handelt.

Die Protagonistin ist hin- und hergerissen zwischen Karriere in Brüssel und Straßburg und dem Privatleben zu Hause. Katja Hensel initiiert „EU only live twice“. Sie möchte, dass die EU nicht als bürokratisches Monster gesehen wird, sondern als eine Errungenschaft. „Sie zeigt mit dem Stück eine persönliche und schonungslose Sicht auf die Arbeit der EU, zudem reflektiere Hensel die permanente Reibung von politischer und sozialer Verantwortung“, so schreibt das Göttinger Tageblatt über die Veranstaltung.

EU only live twice (Trailer)

Konstantin Kuhle, Bundesvorsitzender der Jungen Liberalen pflichtete Frau Hensel bei, dass die EU als Errungenschaft angesehen werden soll.

Herr Kuhle, mit dem Format eines Theaterstückes bekommt die Diskussion über die EU ein anderes Format. Braucht die EU eine neue positive Erzählung jenseits von Bürokratie-Bashing und Krisenrethorik? Wie können Politiker zu einem neuen Diskurs beitragen?

Wer sich auf politischer Ebene mit der EU befasst, muss den Bürgerinnen und Bürgern viel besser erklären, warum manche Entscheidungen in Brüssel und Straßburg so getroffen werden, wie sie getroffen werden. Bei der Entscheidungsfindung in den EU-Gremien sitzen die Vertreter der Mitgliedsstaaten mit am Tisch. Kein einziger Rechtsakt wurde und wird erlassen, ohne dass sie darüber abstimmen durften. Trotzdem schieben sie die Verantwortung in nationalen Wahlkämpfen nur allzu gerne auf die EU ab. Generationen von Politikern haben sich mit dieser Strategie an der europäischen Idee versündigt.

 Konstantin Kuhle bei der Erläuterung seiner Sicht auf die EU
Konstantin Kuhle bei der Erläuterung seiner Sicht auf die EUFriedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Gerade die junge Generation kennt den Hintergrund der Bildung der EU nur noch aus den Geschichtsbüchern oder aus Erzählungen der Zeitzeugen. Was ist aus Ihrer Sicht für die junge Generation wichtig? Was brauchen die Europäer, um aktiv für die EU einzutreten und wählen zu gehen?

Europa darf nicht zum Opfer seines eigenen Erfolgs werden. Je länger die Kriegserfahrung zurück liegt, umso leichter vergessen die Menschen, welchen Wert der europäische Einigungsprozess hat. Austauschprogramme wie Erasmus Plus, die jungen Menschen ermöglichen, eine gewisse Zeit im europäischen Ausland zu verbringen, müssen daher ausgebaut werden. Außerdem dürfen diese Programme nicht nur von einem kleinen Teil genutzt werden. Auch in der betrieblichen und schulischen Ausbildung sowie beim Berufseinstieg und der Weiterbildung muss aktiver für Austauschprogramme geworben werden.

Was sind die Kennzeichen einer liberalen EU- Politik im Hinblick auf Bürgerrechte, Bürgerpflichten und die vieldiskutierte Sicherheit?

Der Kampf gegen die Feinde der Freiheit darf nicht mehr Schaden anrichten als diese Feinde selbst. Das gilt gerade auf europäischer Ebene, weil Kriminalität und Terrorismus sinnvollerweise grenzüberschreitend bekämpft werden müssen. Liberale setzen sich dafür ein, bestehende Gesetze anzuwenden, bevor neue Befugnisse geschaffen werden. Außerdem müssen die Sicherheitsbehörden besser ausgestattet werden. Solange dies nicht passiert, sind weitere Beschneidungen der Bürgerrechte kaum zu rechtfertigen.